LALILU's Geschichte

Publiziert im Landbote 2015

 

Eigentlich ist die Geschichte eine ganz einfache: Weil Bob Klenk auf der Suche nach einem Kinderbett für seine beiden Söhne, vier und zwei Jahr alt, nichts findet, was seinen Ansprüchen entspricht, entwirft er selber eines. Und da er Bühnenbildner von Beruf ist, lässt er das Bett bei einem Theaterschreiner in Embrach bauen. Doch das Bett gefällt nicht nur ihm und seinen beiden Jungs. Auch Familien, die zu Besuch kommen, sind begeistert. Was als Hobby seinen Anfang nimmt, entwickelt sich zu einem halbkommerziellen Erfolgsprojekt. Im vergangenen Jahr ist das Kinderbett «Lalilu» von Bob Klenk mit dem deutschen Red Dot Design Award in Product Design ausgezeichnet worden.

«Wir hatten das Bett rund ein Jahr in Gebrauch, als ich mit der Produktion von Lalilu für Freunde begann», sagt Bob Klenk. Das war im Jahr 2011. Als Bühnenbildner oder Szenograf versteht sich Bob Klenk darauf, Räume zu inszenieren.  Nach seinem Studium in London arbeitete er fürs Schweizer Fernsehen, 1996 machte er sich selbstständig. Heute inszeniert der 45-jährige Räume für ausländische Fernsehsender und andere Firmen. Sein Gefühl für Räume zeigt sich in seinem Kinderbett. Zwar braucht es viel Platz und dominiert ein Zimmer. Durch die Gestaltung der Seiten- und der Kopfteile wirkt «Lalilu» jedoch transparent und regt die Fantasie der Kinder an. Das Bett lädt zum Spielen ein und kann zum Beispiel mit Tüchern umgestaltet werden. So ist der Prototyp des Bettes noch immer in Gebrauch. «Die Jungs lieben ihr Bett», sagt Klenk. Inzwischen sind seine Söhne neun und sieben Jahre alt.  Einmal sei es eine Burg, dann wieder ein Schiff, manchmal sei es aber auch ganz einfach ein Ort, an dem sie sich gerne aufhalten. Das Bett eignet sich für Kinder ab vier Jahren, kein Wunder also, dass sich die inzwischen vierjährige Tochter ein Bett vom Vater wünscht. Ob es ein «Lalilu» sein wird, ist allerdings noch offen. «Vielleicht entwerfe ich für sie ein neues Bett.» Sicher wird es wieder etwas Besonderes sein.

 «Lalilu» gibt es in zwei unterschiedlichen Höhen, 100 und 130 Zentimeter hoch. Das höhere Bett eignet sich als Hochbett für zwei Kinder und hat für Erwachsene eine gute Höhe, wenn das Kind krank ist oder wenn die Eltern eine Gutenacht-Geschichte vorlesen. «Ich lese den Jungs regelmässig am Abend eine Geschichte vor», sagt Klenk, «vor dem Bett stehend».

 

Das Bett wird in ingesamt acht Farben angeboten. Die Farbe Hellblau beziehungsweise Seefahrerblau, wie sie auf der Website heisst, ist am meisten gefragt. Die Originalfarbe, ein Phenolharz-Dunkelbraun, und Snow White sind ebenfalls beliebt. Erst kürzlich hat eine Familie sogar ein froschgrünes Bett gekauft. Auch orange wurde es schon bestellt.  Das Bett ist aus Furnier-Sperrholzplatten, sogenannten Multiplex-Platten, gefertigt, die giftfrei verleimt sind. Darauf legt Bob Klenk Wert, schliesslich steht «Lalilu» in Kinderzimmern. Dass es widerstandsfähig und nach mehreren Jahren noch vorzeigbar ist, ist Klenk ebenfalls wichtig.  Auf Kundenwunsch hin hat Bob Klenk «Lalilu» bereits ohne seitliche Barrieren anfertigen lassen. Die Familie, die das Bett bestellt hat, will einen kleinen Tisch darunter stellen.

Die Betten, die in der Schweiz verkauft werden, lässt der Designer nach wie vor in Embrach anfertigen. Weil dank des Red Dot Award Bestellungen aus Deutschland eingehen, ist der Bühnenbildner auf der Suche nach einem Produzenten in Deutschland. «Ich möchte lange Fahrten vermeiden», sagt er. Wenn er nach Deutschland liefert, muss er davon Abstand nehmen, jedes Bett selber an den Bestimmungsort zu bringen. «Normalerweise bringe ich ein Bett vorbei, so sehe ich, wo es steht und wer es braucht.» Jedes Mal nach Deutschland zu fahren, wäre aber zu aufwendig. Obwohl: Einmal hat er «Lalilu» nach Deutschland kutschiert. Als das Bett für den Red Dot Award nominiert wurde, musste er es für die Jury im Design Zentrum Nordrhein Westfalen im Original aufbauen. Und so unternahm er zusammen mit seinen Söhnen und dem Bett eine Reise nach Deutschland. «Das gehört auch zum Abenteuer Bett», sagt Bob Klenk. «Es ist ein Privileg, dass sich das Projekt verselbstständigt hat und das Bett nun in Deutschland gefragt ist.»

In der Schweiz hat er «Lalilu» schon in eine Luxusvilla geliefert, aber auch in einen Bauernhof im Berner Oberland. Überhaupt sind es ganz unterschiedliche Leute, die sich «Lalilu» leisten.  «Manche Leute kaufen sich das Bett, weil sie gerade ein Haus bauen und es ins Einrichtungsbudget einplanen, andere sparen das Geld zusammen, weil sie Design schätzen», sagt Klenk.                             

 

Susanne Schmid Lopardo, Landbote